FUSSBALL: Zehn Jahre wird der FC Marl im kommenden Jahr –sein Vorsitzender, Claus Lanczek, feiert schon heute runden Geburtstag.
Quelle: Medienhaus Bauer – Bild und Bericht: Thomas Braucks
Von Thomas Braucks, Marl
Als energischen Vorsitzenden eines Fußballvereins, als politisch und sozial engagierten Bürger kennt man Claus Lanczek. Aber dass der Marler mal vor einer Karriere als Schiedsrichter stand? Über 40 Jahre ist das nun her.
„1979“, sagt Claus Lanczek, „da war ich jüngster Bezirksklassen-Schiedsrichter in Westfalen.“ Sein erster Einsatz? Ein Spiel in Witten-Annen. Und um nur ja pünktlich das Stadion zu erreichen, lieh sich das Talent an der Pfeife einen Audi 100 aus. Bei SG-Marl-Urgestein Eduard Przybylski. „Ich hatte doch nur einen klapprigen Opel Kadett. Mit dem wäre ich nie in Witten angekommen.“
Das mit der Schiedsrichterlaufbahn erledigte sich schnell wieder. Ein Einschreiben mit einer Ansetzung, die ihn nicht erreichte, und Ärger mit dem Verband sollen damals eine gewichtige Rolle gespielt haben. Sei’s drum, für die SG Marl war es ein Glück. So engagierte sich Claus Lanczek, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, vor allem für „seinen“ Verein. Fast dreißig Jahre hat er mit Horst Klose die SG Marl durch Höhen und Tiefen geführt und allen Abwerbeversuchen widerstanden.
Schon als Jugendspieler hatte er Verantwortung übernommen, wurde Trainer, Jugendleiter, Geschäftsführer, schließlich Vorsitzender. Daneben war er stets ein Fußball verrückter Spieler. Samstags stand Lanczek auf dem Ascheplatz an der Hervester Straße im Mittelfeld der Alten Herren, sonntags kickte der „10er“ alter Schule in der zweiten Mannschaft. Zehn Jahre ging das so. Als er 1972 in die SG Marl eintrat, stellten Kurt Flossbach und Emil Platzer ihn im Tor auf, das er bis zur A-Jugend durchgehend hütete.
Dass er mal helfen würde, die Marler Fußballlandschaft umzukrempeln, war damals nicht abzusehen. Als vor 15 Jahren erste Ideen mit dem Titel „Triple X“ in der Stadt die Runde machten, eine große, zukunftsfähige Sportanlage für Spvgg. Marl, VfL Drewer und SG Marl, gehörte Lanczek zu denen, die entschlossen zufassten. Und die Dimension erkannten.
„Drei Klubs? Das wäre nie gut gegangen“
Drei eigenständige Vereine auf einer Anlage? „Das wäre nicht gut gegangen“, sagt er. Also: Fusion. Jahrelang wurde die Diskussion geführt, teilweise hoch emotional. „Wir haben da einige Bretter gebohrt“, sagt Lanczek rückblickend. Noch am Abend, als die Mitglieder der drei Vereine in getrennten Versammlungen über die Fusion zu einem FC Marl abstimmten, war die Sache nicht ausgemacht. Bei SG Marl und Spvgg. Marl fiel das Votum eindeutig aus. Beim VfL Drewer gingt es bewegter zu.
„Ich weiß noch, wie endlich das Telefon klingelte und Peter Millucks uns mitteilte, dass die Fusion durch ist.“ Das „Bretter bohren“, wie Lanczek das nennt, es hat sich gelohnt. Dazu langt ein Besuch auf der Sportanlage an der Hagenstraße. Auf der Terrasse des schmucken Vereinsheims „geht einem doch das Herz auf, wenn man über die Plätze schaut.“ Im kommenden Jahr feiert der FC Marl nun schon 10. Geburtstag. Längst ist der Klub angekommen und akzeptiert. In der Marler Fußball-Familie, aber auch in der Region.
„Ich hätte mir nur gewünscht“, sagt Claus Lanczek, „dass Peter diese Entwicklung jetzt noch miterleben könnte.“ Peter Millucks, langjähriger Vorsitzender des VfL Drewer und einer der „Väter“ des FC Marl, ist 2018 nach schwerer Krankheit verstorben.
Wer vor zehn Jahren erwartet hatte, dass der FC Marl den Fußball aufmischen würde, der lag falsch. Mit Claus Lanczek, der mal Lehrer werden wollte, dann aber eine Laufbahn auf dem Bergwerk Auguste Victoria einschlug, war das nicht zu machen.
Angefangen im Lohnbüro, war der Vorsitzende jahrelang als Leiter der Entgeltabrechnung auf AV beschäftigt. Er kann rechnen und wirtschaftet bodenständig. „Wer fünf Euro einnimmt, kann nicht zehn ausgeben“, ist gerne sein Leitsatz.
Aufstieg gern – aber ohne finanzielles Risiko
Der gilt auch für den Fall, dass der Klub in dieser Saison den Aufstieg in die Landesliga schafft. „Es ist nicht so, dass wir das nicht gern annehmen. Aber ich sage ganz klar: Landesliga-Fußball gibt es hier nur zu den Bedingungen der Bezirksliga.“
Dafür wird der Vorsitzende im Fall des Falles auch persönlich einstehen. 2011, als der FC Marl aus der Taufe gehoben wurde, hatte Claus Lanczek an ein, zwei Amtszeiten gedacht. Er ließ sich 2013 wiederwählen. 2015, 2017 und auch 2019. Die aktuelle Amtszeit sollte die letzte sein. Aber dann kamen Corona und eine Krise, die auch für Sportvereine eine große Herausforderung bedeutet.
Vorstand tritt auch 2021 noch einmal an
Claus Lanczek will nicht fortlaufen. Auch die Vorstandskollegen Frank Tollkamp, Achim Klingenberg und Jupp König haben signalisiert, weiterzumachen. „Deshalb treten wir im nächsten Jahr noch einmal an. Wir sind ein eingespieltes Quartett.“ 2021 – wenn die Corona-Seuche hoffentlich ein Ende gefunden hat.
Dann könnten sie beim FC Marl doch noch einen Bierwagen aufs Gelände rollen und feiern. Den 10. Geburtstags des Klubs und den 61. des Vorsitzenden. Den heutigen runden Geburtstag begeht Claus Lanczek mit Ehefrau Gabi, die ihm in den vielen Jahren seines ehrenamtlichen Engagements immer den Rücken freihielt, und Sohn Nils im engsten Familienkreis. Es geht ja nicht anders.