FUSSBALL: Josef „Jupp“ Uhlenbruch hat beim TSV Marl-Hüls die gute alte Zeit als Fan mitgemacht und denkt gerne daran zurück. Nicht gerne schaut er sich allerdings den aktuellen Zustand des Jahnstadions an.
Quelle: Medienhaus Bauer – Foto: Ralf Deinl
Von Sebastian Schneider, Marl
Uhlenbruch versetzt es einen Stich ins Herz, wenn er vor dem Jahnstadion steht. „Traurig, wie heruntergekommen das ist“, sagt er. Genau an dieser Stelle, wo heute die Marl Sly Dogs ihre Baseballspiele bestreiten, hatte Uhlenbruch seine erste Begegnung mit dem Fußball: „Ich bin mit sechs Jahren zum TSV gekommen“, sagt der heute 62-Jährige über seine Anfänge im Fußball.
Der kleine Josef, „Jupp“ gerufen, spielte nicht nur selbst für die Jugend der Hülser, er wurde auch ein Fan der ersten Mannschaft. Zwar wechselte er noch in der Jugend zum VfL Drewer, wo er bis zu dessen Fusion mit der SG Marl und der SpVg. Marl zum FC Marl mit Ausnahme eines Gastspiels beim SC Hamm blieb, hielt seitdem dem FCM die Treue – aber seine schillerndsten Kindheitserinnerungen an den Fußball stammen vom TSV Marl-Hüls, wo er unter Vereinslegende Otto Wille trainierte.
Wie bei vielen anderen Fußballfreunden strahlen Jupp Uhlenbruchs Augen, wenn er von früher erzählt. Wenn er erzählt, was er im und um das Jahnstadion herum erlebte. „Wir waren eine Clique von sechs, sieben Jungs, und ich war der Jüngste“, sagt er. „Wir haben mit Tröten und Fahnen schon auf den zwei Kilometern über die Römerstraße auf dem Weg zum Stadion Theater gemacht“, sagt Uhlenbruch.
Er sah sich Regionalligaspiele an und war unsäglich stolz als Balljunge. „Vor allem, als mir Herbert Lütkebohmert einmal über den Kopf gestrichen hat.“ Der spätere Schalker war eines der Idole der 1960er-Jahre beim TSV. Noch heute schwärmt Jupp Uhlenbruch von der alten Zeit. „Ich habe mal nachgeschaut: Es gab 15 Spieler beim TSV, die später den Sprung in die Bundesliga geschafft haben – natürlich nicht alle nach Schalke, aber immerhin.“
Eintritt in Essen kostete eine Mark
Nur selten schafften es Uhlenbruch und seine Kumpels hingegen auf die Tribüne des Jahnstadions. „Die galt damals als die modernste Europas“, sagt Uhlenbruch. „Aber die Karten dafür waren für uns unerschwinglich.“ Als teuer erwies sich auch der Eintritt beim Auswärtsspiel bei ETB SW Essen. „Er kostete eine Mark, und ich hatte dafür mein Sparschwein geplündert“, erzählt er mit einem Lachen. „Aber ich hatte fast nur Pfennige, sodass man an der Kasse ungeduldig wurde, als ich die abzählte.“
Jupp Uhlenbruch verknüpft viele schöne Erinnerungen mit dem Jahnstadion. „Ab Ende der 1970er-Jahre hat man den Niedergang aber schon ein wenig gesehen.“ Der Niedergang kam nach dem Ende der Bergbau-Zeit im Ruhrgebiet für Stadion und Verein erst richtig. Während der TSV an den Loekamp umzog und vor einigen Jahren noch einmal ans Tor der Regionalliga klopfte, gibt es im Jahnstadion schon lange keinen Fußball mehr zu sehen. Dabei hängen die Erinnerungen von vielen, nicht nur Jupp Uhlenbruch, daran.
Er war bis zum Rückzug des TSV aus der Oberliga Stammgast am Loekamp, danach aber nicht mehr. Sollte das Jahnstadion wie beabsichtigt ganz verschwinden und mit dem umgebenden Wald einem Neubaugebiet Platz machen müssen, würde das Uhlenbruch und andere auch treffen. Erst verschwindet der große Verein ihrer Jugendzeit nahezu von der Bildfläche, dann auch noch dessen Stadion – so wäre das für sie.